Sonntag, 16. August 2009

Zinnfiguren Tutorium Teil I.

Etwas verspätet beginne ich hier nun mein Zinnfiguren Anfänger-Tutorium in dem ich alle Grundkenntnisse mal niederschreiben werde.

Es gibt vier grundlegende Teilbereiche:

- Material und Zubehör
- Benötigtes Werkzeug
- Der Guss
- Nachbereitung der Rohlinge
- Bemalung

Diesen Bereichen werde ich mich nach und nach widmen
Kommen wir also zunächst zu:

Material und Zubehör

Am Anfang steht die Form.
Was simpel klingt ist am entscheidendsten, und muss an die Vorliebe des Gießers angepasst sein.
Es gibt zunächst drei Haupttypen von Formen mit denen Zinnfiguren geschaffen werden können:
1. Die klassische Schieferform, sie ist eine der ältesten Formenarten die es gibt. Mit Ihr werden ausschließlich Flachfiguren hergestellt, deren Vorlage zunächst in den Stein eingraviert wird.
Da ich mich bisher nur mit halbplastischen Güssen beschäftigt habe, werde ich meine Tipps ausschließlich auf solche beziehen, der Komplettheit halber sei diese Methode dennoch genannt.
2. Metallformen, diese sind sehr haltbar und bieten recht gute Abgüsse. Mir sind sie jedoch bisher nur von einem Hersteller bekannt. Vorteil dieser Formen ist eindeutig die Haltbarkeit jedoch muss hier idealerweise vor dem Guss "gerußt" werden, d.h. die Form wird über einer Kerze mit einer Rußschicht versehen, die als Trennmittel fungiert. Rußen ist zwar recht günstig, macht aber notwendig, dass jede Figur vor der Bemalung gründlich gesäubert wird, da sonst Farbverfälschungen auftreten.
3. Kautschukformen, diese sind meist meine Wahl. Diese Formen aus hitzebeständigem Silikonkautschuk sind zwar nicht ganz so haltbar und lassen nach einigen hundert Abgüssen etwas im Detail nach, sind dafür aber sehr gut zu handhaben. Als Trennmittel dient Formenpuder ("Talkum"), welches vor dem Guss in die Form eingebracht wird.
Silikonformen sind zur Zeit die dominierende Form im Vertrieb von Gießformen, und können daher für eine große Zahl von Motiven aus unterschiedlichen Epochen beschafft werden. Teilweise sind diese Formen für einen Bereich zwischen Antike und Deutsch-französischem Krieg 1870-71 verfügbar.

Das Gussmaterial.
Das Material aus dem die Figuren gegossen werden ist ebenso fundamental wie die Form selbst.
Es gibt verschiedene gängige Metalle und -legierungen (Gemische aus Metallen) die im Handel zu beziehen sind, und sind unter Umständen dem Anfänger zu empfehlen.
Grundlegende Bestandteile sind Zinn und Blei.
Zinn ist relativ leicht zu beschaffen, entweder man versucht es bei einem Altmetallhändler /Schrottplatz oder, was ich mache, man geht auf einen Flohmarkt und sucht in den Kartons mit billigem Krimskrams nach Zinntellern und Zinnbechern. Vorteil ist hierbei, das bei gestempelten Zinngefäßen mit hoher Wahrscheinlichkeit Reinzinn vorliegt, was für Zinngeschirr vorgeschrieben ist. Meist zahlt man pro Becher zwischen 50 Cent und 1 €, und hat aus diese Weise schonmal genug Zinn für ein paar Güsse.
Blei ist ähnlich leicht über den Altmetallhändler zu bekommen, man sollte jedoch bei diesem Metall vorsichtig sein, da Blei bei Verschlucken giftig ist. Handhabt man es mit dem nötigen Respekt und Vorsicht kann man jedoch beruhigt damit arbeiten. Trotzdem: Niemals vergessen was man da bearbeitet und vorsichtig sein!
Sollen die Güsse gelingen sollte man erwägen eine Zinn-Blei-Legierung zu verwenden, wenn man kein teures Detailmetall verwenden möchte, was übrigens sehr gute Ergebnisse liefert.
Blei lässt die Schmelze (das Metall) leichter in die Form fließen, es entstehen detailliertere Güsse, benutzt man Reinzinn, und die Temperatur stimmt nicht, gibt es oft zu glatte Figuren oder verzerrte Details. Gängige Mischungen sind 90% Zinn, 70% Zinn sowie 60% Zinn, der Rest wir mit Blei "aufgefüllt". Welche Mischung man nimmt hängt von der Figur ab da die unterschiedlichen Verhältnisse verschiedene Eigenschaften bezüglich der Weichheit des Resultates aufweisen. Gießt man eine Kanonenminiatur wählt man lieber Härtere Gemische (z.B. 90%), soll jedoch ein Soldat entstehen greift man je nach Komplexität und Filigranität auf weichere Mischungen zurück, so kann vermieden werden, dass beim herausnehmen der Figur aus der Form eine Muskete oder ein Säbel aufgrund seiner dünnen Form bricht.

Der Gießofen.
Hier gibt es vielfältige Möglichkeiten: Trockenspiritusbrenner ("Esbitkocher"), Kochplatten bis hin zu speziell angebotenen elektrischen Gießkellen und Gießöfen.
Naja, der Brenner bringt kaum genügend Leistung um längere Zeit Gießen zu können, ich selbst verwende ein Elektrokochplatte, diese ist praktisch und bringt ausreichend Leistung um das entsprechende Metall zu schmelzen.
In jedem Fall rate ich jedoch davon ab den heimischen Kochherd zu verwenden. Ab und zu fallen schonmal kleiner Verschmutzungen an, wenn das auf dem Herd passiert, wird die Hausherrin oder der jeweilige nächste Nutzer das nicht so toll finden und die Karriere als Gießer könnte all zu schnell enden.

Fortsetzung folgt

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